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THE LUMINOUS SCREEN . THOMAS WREDE

GALERIE MIKE KARSTENS, MÜNSTER
30. Oktober - 22.Dezember 2016

PRESSETEXT
Thomas Wrede
THE LUMINOUS SCREEN

Ausgangspunkt der fotografischen Arbeit von Thomas Wede ist immer wieder die Sehnsucht nach Natur und die Frage nach ihrer medialen Vermittlung. Thomas Wrede zeigt in den Real Landscapes großformatige und brilliante Landschaftspanoramen. Er bedient sich jedoch einfacher Spielzeugmodelle und platziert sie in sorgsam gestalteten Szenerien in der realen Landschaft, sodass die Grenzen zwischen Modell und Wirklichkeit zu verschwimmen scheinen.  An Nordseestränden oder in Sandgruben des Ruhrgebiets entstehen dramatische, stille und weite Landschaftsfotografien, die sich zwischen Idylle und Katastrophe bewegen. Es geht Wrede jedoch nicht nur um sehnsuchtsvolle Fotomotive, sondern er reflektiert zugleich die Bildwelten der modernen Medien und der Kunst. Somit sind dies zugleich Bilder über Bilder mit den simplen Mitteln einer inszenierten Fotografie.

Prof. Dr. Manfred Schneckenburger: „Was Wrede aus ein paar Metern Hügel, wenigen Quadratmetern Sand und einigen Spielzeughäuschen herausholt, sind Bilder von bestürzter Klarheit, aber auch Szenarien für hintergründige Psychodramen, mit (keineswegs zufälligen) Erinnerungen an die Landschaftsmalerei Giotto bis C.D. Friedrich und Filme von den Felsensilhouetten John Fords bis zu nächtlichen Ängsten bei Hitchcock. Dazu gehören aber auch Sehnsuchtsbilder, deren großen Atem wir in uns aufnehmen, aber auch Bilder zwischen Idylle und Debakel. Bilder, in denen sich Lebensstile verdichten: Beständig unterwegs sein, nie ankommen, Abbruch und Aufbruch in eins.“

Der Titel der aktuellen Ausstellung „The luminous Screen“ ist zugleich der Titel eines großformatigen Landschaftsfotos, an dem Wredes künstlerische Position deutlich wird. Thomas Wrede greift in seiner Fotografie „The luminous Screen“ auf ein klassisches Motiv des Films und der Fotografie zurück: das Autokino (vgl. Fotografien von Hiroshi Sugimoto). In Wredes Autokino stehen die  geparkten Fahrzeugen im reflektierenden Licht der Leinwand in einer weiten, nächtlichen Landschaft. Ein dunkles Gebirgsmassiv erhebt sich im Hintergrund. Doch in Wredes Fotografie gibt die Leinwand kein Bild wieder, sondern erstrahlt im weißen Licht. Die aus der Ferne und erhöhten Standpunkt fotografierten Fahrzeuge scheinen von dem Licht, wie magisch angezogen zu werden. Dort, wo das Bild des Films zu sehen sein sollte, tut sich eine weiße Leerstelle auf, die dem Betrachter Raum für eigen Bilder und Assoziationen gibt. Erst beim genauen Hinsehen erkennt man, dass es sich um Spielzeugmodelle in einem Sandhaufen handelt (In diesem Fall wurde das Motiv in einer Sandgrube bei Bottrop-Kirchhellen aufgenommen).

Der leuchtende Bildschirm des Displays ist heute der Blick in die Welt. Es ist ein Blick in das Licht durch ein Medium,  welches viele Menschen magisch anzieht. Die medial vermittelte Welt übt schon seit vielen Generationen eine große Faszination auf die Menschen aus und scheint mit immer größerer Perfektion die Realität zu verdrängen.

Dass es nicht immer Sehnsucht verheißende, romantische Landschaften in Wredes Fotografien sind, sondern auch katastrophale Ausmaße von Naturgewalten zum Thema werden, zeigt die Fotografie „Nach der Flut“. Bekannte Bilder, die an echte Szenarien aus den Nachrichten erinnern, legen sich vor unser inneres Auge. Doch wenn man genau hinschaut, besteht dieses Bild aus tausenden von Streichhölzern und einigen Modellhäusern. In einem dieser zerstörten Häuser kann man das Bildmotiv „Strandhotel“ von Wredes Visitenkarte entdecken. William A. Ewing, einer der weltweit renomiertesten Kuratoren für zeitgenössische Fotografie, hat Wredes Motiv in seinen Bildband „Landmark“, einem Kanon der weltweit besten Landschaftsfotografien, aufgenommen (erschienen bei Thames & Hudson, London 2014).

Thomas Wrede wurde 1963 in Iserlohn geboren. Sein Studium der bildenden Kunst absolvierte er in Münster und Berlin. Seit 2015 hat er eine Professur für Fotografie und Medien an der Hochschule der bildenden Künste in Essen inne. Zahlreiche Ausstellungen der letzten Jahre präsentierten Wredes Arbeiten im In- und Ausland. Besonders seien hier die Einzelausstellungen im Museum Kunst der Westküste, Alkersum (2010), in der Kunsthalle Bielfeld (2010) und im Wallraf-Richartz-Museum, Köln (2007) und folgende Gruppenausstellungen genannt: im Nationalmuseum für Geschichte und Kunst, Luxemburg (2013), im Seoul Museum of Art, Südkorea (2011) und im Kunstmuseum Wuhan, China (2009).

In den vergangenen Jahren fanden Wredes Fotografien Eingang in bedeutende Kunstsammlungen in Europa und  den USA: Staatsgalerie Stuttgart, Landesmuseum Münster, Hudson Bax Company New York, The West Collection Philadelphia, Hall Art Collection New York, ING-Collection Amsterdam, Kunst-am-Bau-Projekte in Berlin für die Bundesrepublik Deutschland, UBS Zürich & Luzern, DZ-Bank Frankfurt etc.

Besonders möchten wir auf die kommende Einzelausstellung  „Modell-Landschaft“ des Museums Sinclair-Haus der Altana Stiftung in Bad Homburg hinweisen. Hier wird ab März 2017 eine umfangreiche Werksschau aus über 20 Jahren präsentiert.

Zur Ausstellung erscheinen neue, kleinformatige Editionen.

Weitere Informationen unter
www.mikekarstens.com
www.thomas-wrede.de

Galerie Mike Karstens, Hafenweg 28, 48155 Münster
Eröffnung am Sonntag, 30. Oktober 2016, 15 Uhr
Einführung : Thorsten Schneider

 

 

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